Seelsorge
Mein Platz ist mitten im Alltag unserer 230 Bewohnenden, ihrer Angehörigen und der Mitarbeitenden in Frienisberg. Als Seelsorgerin begleite ich sie im Gespräch, durch Zuhören und manchmal auch einfach im stillen Dasein.
Einmal im Monat gestalte ich einen Gottesdienst, der allen Bewohnenden und auch Aussenstehenden offensteht. Gemeinsam mit Mitarbeitenden der Aktivierungstherapie führe ich Abschiedsfeiern durch: Wir schaffen Raum für Würde, Rituale und das gemeinsame Erinnern.
Wo Menschen mich brauchen
Nicht alle, die ein offenes Ohr brauchen, melden sich von selbst – darum besuche ich die Bewohnenden regelmässig auf den Wohngruppen oder in ihren Zimmern. Oft geht es um den Abschied von zuhause, um persönliche Krisen oder um den letzten Abschnitt auf dem Lebensweg. Genauso willkommen sind Menschen, die sich einsam fühlen, ihre Geschichte erzählen möchten oder einfach eine Begegnung suchen. Alles hat Platz. Es gibt keine hoffnungslosen Fälle.
Ich weiss, dass ich nicht alles lösen kann, aber ich kann beistehen.
Menschen in ihrer Tiefe sehen
Mir ist es wichtig, Menschen nicht über ihre Diagnose zu sehen. Ihr Lebensweg erzählt viel mehr über sie. Manchmal reicht ein Moment der Entlastung, ein Hoffnungsfunke, ein Satz wie: «Sie haben es bis hierhin geschafft.» Es geht nicht darum, alles zu lösen, sondern darum, präsent zu bleiben. Seelsorge bedeutet für mich, das auszuhalten, was nicht veränderbar ist – und zugleich die Möglichkeiten sichtbar zu machen, die da sind.
Es bewegt mich, Menschen über längere Zeit zu erleben und kleine Veränderungen zu beobachten: Bewohnende, die wieder etwas Boden unter den Füssen haben oder ein Stück Hoffnung zurückgewinnen. Das sind Lichtblicke, die mich tragen. Und es gibt Situationen, die mich beschäftigen. Dann mache ich mir Notizen, gebe manches an Gott ab, nutze Supervision oder suche den Austausch im Team.
Einen Ausgleich zu meiner Arbeit finde ich in der Natur und in der Zeit mit meiner Familie – dort tanke ich neue Energie.

Als Seelsorgerin bin ich Anwältin der Hoffnung
Salome Graber hat in Bern Theologie studiert und im Emmental als Pfarrerin gewirkt. Seit 2020 ist sie Seelsorgerin in Frienisberg und vertieft ihr Wissen laufend, etwa mit Weiterbildungen in lösungsorientierter Seelsorge. Besonders wichtig ist ihr eine zugewandte Seelsorge, die Menschen in belastenden Lebenssituationen stärkt und ihre persönlichen Ressourcen sichtbar macht.
